Raum 04 – Lateinamerika im Dialog

Die graphische Einführungsreportage zeigt eine Weltkarte, auf der die Regionen Nordamerika, Europa und Ostasien Markiert sind. Außerdem zeigt sie die US-Grenze zu Mexiko, das JPY-Coin-Symbol, das Fahndungsfoto Klaus Barbies und Hamma und Sichel der DDR.
Lateinamerika im Dialog

Lateinamerika und seine Subregionen stehen mit verschiedenen anderen Regionen der Welt auf verschiedene Weise in Kontakt. Dabei kann es sich sowohl um politische, wirtschaftliche oder kulturelle Kooperationen handeln. 

Politisch und wirtschaftlich spielt neben den USA auch Europa eine traditionell wichtige Rolle. Allerdings schwand ihr Einfluss zuletzt zugunsten anderer politischer und wirtschaftlicher Mächte wie China und Russland. Dies hat auch mit der Stigmatisierung lateinamerikanischer Menschen z.B. in den USA und ihrer Migrationspolitik zu tun, weshalb man sich in Lateinamerika auch nach anderen Partnern umsieht. Auch hier spielen postkoloniale Strukturen also eine wichtige Rolle zum näheren Verständnis der Region. Insbesondere China baut unter anderem dadurch seinen Einflussbereich massiv in Lateinamerika aus. Durch zahlreiche wirtschaftliche Kooperationen wächst dabei der politische Einfluss stark an. Historisch spielt Lateinamerika eine wichtige Rolle für Deutschland. So flüchteten nicht nur Nationalsozialisten wie Klaus Barbie nach dem Untergang von Nazi-Deutschland in verschiedene lateinamerikanische Staaten und machten dort Karriere, sondern beispielsweise auch die Honeckers nach dem Niedergang der DDR. 

Raum 03.6 – indigene Moderne

Die graphische Einführungsreportage zeigt eine Collage, bestehend aus einem zeitgenössischen Ekeko, einer Andenlandschaft, einem Lama, Coca-Blättern, einem Smartphone, einem Taxi und einer Stadt-Silhoutte.
indigene Moderne

Westliche Medien und Anschauungen vermitteln oft den Eindruck, indigene Gesellschaften würden in der Vergangenheit leben. Ihr alltägliches und kulturelles Leben sowie ihre Tradition werden als etwas Statisches vermittelt. Dabei haben indigene Gesellschaften nicht nur ihre eigene Geschichte und ihre eigene Geschichtstradierung, sondern auch einen eigenen Anspruch an die Moderne. Sie sind gleichermaßen Teil der Moderne, wie alle anderen Gesellschaften auch: sie sind vernetzt, partizipieren politisch und haben eigene moderne Kanäle wie z.B. TV-und Radiosender, Social Media-­Repräsentationen etc. 

Sie vertreten sich national und international juristisch, fordern Rechte sowie die Einhaltung und den Erhalt ihrer Rechte, Kultur und Umwelt ein. 

Indigene Gruppen und Individuen entscheiden letztlich für sich selbst, ob und wie sie an dem teilnehmen, was wir gemeinhin als moderne Welt bezeichnen. 

Raum 03.5 – Musik, Tanz und Tracht

Die graphische Einführungsreportage zeigt ein Charango, eine Art andine Mandoline, eine Tänzerin aus dem tropischen Gebiet Boliviens und eine sogenannte Cholita aus Bolivien, deren Bowler-Hut fokussiert wird.
Musik, Tanz und Tracht

Musik und Tanz repräsentieren eigene Kulturerrungenschaften und sind oftmals Teil der eigenen Geschichtstradierung und -verarbeitung. Sie nehmen Bezüge auf die Conquista und die eigene Weltanschauung und Geschichte. 

Musiziert wird oft mit sogenannten autochthonen Instrumenten sowie mit Instrumenten westlichen Ursprungs. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Trachten, die sowohl im Alltag als auch zu besonderen Anlässen Anwendung finden, wie z.B. bei Tänzen, beim Musizieren oder beim Durchführen bestimmter Rituale. Diese sind mit lokalen Mustern und bestimmten Farben verziert, die ebenfalls bestimmte Inhalte vermitteln oder eine bestimmte Region repräsentieren. Dazu zählen unter anderem Symbole für Flora und Fauna. 

Raum 03.4 – Kulturgüter – Kunst & Handwerk

Die graphische Einführungsreportage zeigt ein Gemälde von Mamani Mamani, eine Andenflöte, eine Töpferware und ein gewebtes Tuch.
Kulturgüter – Kunst & Handwerk

Handwerk und Kunst prägen lateinamerikanische Gesellschaften auf mannigfaltige Art. So lässt sich auf beinahe jedem Markt indigen geprägtes Kunsthandwerk wie Vasen und Becher, aber auch Textilien wie Tücher und Bekleidung finden. Dabei lassen sich die verschiedenen Muster und Farben bestimmten lokalen Gruppen und Regionen zuordnen. Moderne Kunst vermittelt einen individuellen Einblick in die indigene Lebenswelt und Weltanschauung durch die jeweilige Künstlerin oder den Künstler. Daneben haben sich lebendige Kunstszenen entwickelt, die in ganz Lateinamerika vom Urwalddorf bis in die Megametropolen wie Sao Paulo zu finden sind. 

Raum 03.3 – Weltbild, Tradition, Kosmovision und Medizin

Die graphische Einführungsreportage zeigt u.a. einen mexikanischen Totenkopf, einen bolivianischen Brazero und ein Kreuz.
Weltbild, Tradition, Kosmovision und Medizin

Weltbild, Tradition, Kosmovision und Medizin bilden bei indigenen lateinamerikanischen Kulturen oftmals eine Einheit. Sie beeinflussen sich gegenseitig und werden nicht, wie bei den westlich geprägten Gesellschaften, als eigenständige Gesellschaftsphänomene betrachtet. 

Allerdings prägen sie durchaus das Gesellschaftsbild und auch die Mehrheits-und Populärkultur, wie beispielsweise der mexikanische Día de los Muertos oder die Cocapflanze im Andenraum. 

Raum 03.2 – Märchen & Mythen

Die graphische Einführungsreportage zeigt verschiedene Motive aus Märchenszenen, z.B. Mais, einen Kolibri, einen Kondor, Regen und einen Ekeko.
Märchen & Mythen

Neben den jeweiligen Schöpfungsformen gibt es zahlreiche weitere Mythen und Märchen. Diese haben wichtige kulturelle Bedeutungen inne und erklären Beziehungen zu Flora, Fauna und Menschen. 

Darüber hinaus werden durch Märchen und Mythen weltanschauliche Prozesse, lokales Wissen und die eigene Geschichte vermittelt. Sie erklären den Menschen im Kontext seiner Umgebung. 

Raum 03 – Indigenität in Lateinamerika

Die graphische Einführungsreportage zeigt u.a. eine mesoamerikanische Glyphe,, Töpferei, Ayahuascs, ein Smartphone, ein Instrument und Kunsthandwerk.
Indigenität in Lateinamerika

Der Kulturraum Lateinamerika ist ebenso divers wie der Naturraum. Bereits zu Beginn der europäischen Eroberung stießen die Konquistadoren auf lokale Gruppen, Weltanschauungen und kultureller Errungenschaften. Diese Gruppen werden als indigen bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine Sammelbezeichnung von unterschiedlichen Gruppen, die vor Ankunft der Europäer die verschiedenen Regionen besiedelten. 

Durch die Unterwerfung der lokalen Gruppen durch die Europäer gingen jedoch nicht nur zahlreiche Kulturen durch die kriegerische Unterwerfung und die Einfuhr europäischer Krankheiten zugrunde, sondern auch viele kulturelle Errungenschaften und lokales Wissen. Entgegen weiterverbreiteter Meinung gibt es dennoch eine große, auch indigen geprägte kulturelle Vielfalt in ganz Lateinamerika. Es ist daher falsch, von untergegangenen Kulturen zu sprechen, vielmehr von sich verändernden Kulturen, die nie statisch waren und sich schon immer an neue Gegebenheiten anpassen. Sie sind also Teil eines gesellschaftlichen Mosaiks und bereichern plurale Gesellschaften durch Kunst, Handwerk, Sprachen, Weltanschauungen und eigenen Geschichtstradierungen. 

Raum 02.6 – Panamerikanismus und modernes Lateinamerika

Die graphische Einführungsreportage zeigt auf einer Karte die Route der Panamericana und eine Collage mti Motiven wie Cocablätter, eine Panflöte, die US-Grenze zu Mexiko, Hütten, Hochhäuser, eine Palme und Dynamit.
Panamerikanismus und modernes Lateinamerika

Panamerikanismus ist eine Sammelbezeichnung für Bewegungnen, die u.a. gemeinsame wirtschaftliche, politische und soziale Ziele verfolgen. Die Idee des Panamerikanismus ist eine Alte und wurde immer wieder von verschiedenen Akteuren mit unterschiedlichen Motiven neu aufgerollt. Wichtig ist dabei der identitätsstiftende Gedanke, der Staatsgrenzen überwindet. Sinnbildlich dafür ist die Panamericana – ein 48.000km langes Schnellstraßennetzwerk, das vom südlichsten Südamerika bis nach Alaska reicht. Sie ist bis auf ein 90km langes Teilstück am Isthmus von Darién in Panama komplett befahrbar. 

Das heutige Lateinamerika vereinigt Tradition und Moderne. Noch heute sind in vielen Regionen wie bspw. in Guatemala handgefertigte Trachten Teil des Strassenbildes, während gleichzeitig i.d.R. ein modernes Telekommunikationsnetzwerk besteht. Forschung und moderne Mobilitätskonzepte wie z.B. Mi Teleférico, das mit über 30.000km längste städtische Seilbahnnetzwerk der Welt in La Paz lassen sich in Lateinamerika ebenso finden wie autochthone Musik und traditionelle Tänze und Klänge neben modernen. 

In der Kunst haben sich generell verschiedene Ausprägungen entwickelt, die auf unterschiedliche Einflüsse, Ursachen und Biografien zurückzuführen sind. Der mexikanische Maler Diego Rivera arbeitete in Europa und den USA, bevor er zurück nach Mexiko ging. Dort stand er beispielsweise mit Picasso in Kontakt und adaptierte verschiedene Stilrichtungen. Die berühmte Malerin Frida Kahlo, eine Ikone der modernen Kunst, hatte einen deutschen Vater. Der Vater der Sängerin Shakira ist libanesischer Herkunft, wobei ihre Mutter Kolumbianerin mit spanisch-katalanischen Wurzeln ist. Gesellschaftlich und ethnisch bildet Lateinamerika ein diverses Mosaik. Neben Nachfahren indigener und europäischer Menschen sind dabei auch die Nachfahren afrikanischer Sklaven keinesfalls zu vernachlässigen. Dabei spielen neben Brasilien und den USA auch die Karibik eine wichtige Rolle. Zudem gibt es beispielsweise in Argentinien eine Gesellschaft, die stark von italienischen Einwanderern geprägt wurde. Aktuell spielen auch chinesische, zumeist Arbeitsmigranten, eine wesentliche Rolle bei Infrafrastrukturprojekten wie z.B. Straßen-und Bergbau und in der Telekommunikationsbranche. Durch die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der verschiedenen sozialen und ethnischen Gruppen kam es zu verschiedenen Ethnogenesen und dadurch auch zu unterschiedlichsten kulturellen Ausprägungen und Mischformen, die trotz ihrer Verschiedenheiten das Gesamtbild Lateinamerikas bilden. 

Raum 02.5 – Unabhängigkeit, Reformen & Revolutionen, Autokratien & Demokratien

Die graphische Einführungsreportage zeigt einen haitianischen Geldschein, die ütze Che Guevaras, die Wiphala-Fahne und das Logo der MLN-Guerilla.
Unabhängigkeit, Reformen & Revolutionen, Autokratien & Demokratien

Wer an Lateinamerika denkt, denkt oft auch an sogenannte Bananenrepubliken und politisch instabile Regionen und Regime. 

Tatsächlich kam es in der wechselhaften Geschichte Lateinamerikas immer wieder zu verschiedenartigen Umstürzen und Regimewechseln, die in Teilen bis heute auf die Eroberung durch die Europäer zurückzuführen sind oder im Zusammenhang mit der Politik Europas stehen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, knapp 50 Jahre nach den Vereinigten Staaten, formten sich Unabhängigkeitsbewegungen in den Amerikas, angefangen mit Haiti, die zur Bildung der heutigen Staaten führten. Besondere Bekanntheit erlangte dabei der Libertador Simón Bolívar, nach dem der Staat Bolivien benannt wurde, der aber auch an vielen weiteren Unabhängigkeitskämpfen beteiligt war. 

Revolutionen waren häufig mit wichtigen und bis heute spürbaren Reformen verbunden, wie bspw. der Agrarreform von 1953 in Bolivien, die der Revolution 1952 folgte. 

Darüber hinaus kam es immer wieder auch zu Staatsstreichen und Putschen, wie beispielsweise der von der CIA gestützte Putsch des demokratisch gewählten Präsidenten Allende durch Pinochet, der ein autoritäres und verbrecherisches Regime installierte und das heutige, demokratische Chile nachhaltig beeinflusst. Trotz der politisch instabilen Lage in Teilen Lateinamerikas darf nicht vergessen werden, dass viele der lateinamerikanischen Staaten ältere Demokratien sind als die vieler europäischer Staaten. 

Raum 02.4 – Entdeckungen und Expeditionen

Die graphische Einführungsreportage zeigt Alexander von Humboldt, Seerouten von Entdeckern und die Malinche-Glyphe.
Entdeckungen und Expeditionen

02.4 – Entdeckungen und Expeditionen

Die europäische Geschichtstradierung nennt eine Vielzahl von Entdeckern und berühmten Expeditionen. Dem sogenannten Entdecker Kolumbus folgten viele Konquistadoren, die das für sie neue Land mithilfe lokaler Gruppen und Allianzen eroberten und unterwarfen. 

Anschließend kam es zu vielen weiteren Expeditionen und Entdeckungsreisen von Europäern. Auch diese wären nicht ohne Hilfe der lokalen Bevölkerungen möglich gewesen. Lokale Helfer sind allerdings im Gegensatz zu den europäischen Entdeckungsreisenden heute zumeist unbekannt. 

Ausnahmen wie die der Malinche, die als Dolmetscherin Cortez und die Eroberung des 

Aztekenreiches begleitete, geben daher nur einen kleinen Einblick in die Rollen der lokalen Helfer. Auch in Lateinamerika sind bis heute hauptsächlich die europäischen Entdeckungsreisenden bekannt. Dazu zählen Namen wie Alexander von Humboldt, Fernando Magellan und Amerigo Vespucci. Ihre Expeditionen und Entdeckungsreisen waren sicherlich beschwerlich, entbehrungsreich und stellen durchaus beachtenswerte Leistungen dar. Doch wird bei dieser Betrachtung in aller Regel vergessen, wer diese Leistungen möglich machte. Die unzähligen ungenannten lokalen Helfer. 

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