Die Mutter Erde – bei den Quechuas Pachamama genannt – spielt in andinen Gesellschaften eine […]
Mesoamerika – Ballspiel

Das mesoamerikanische Ballspiel spielte in präkolumbischer Zeit u.a. bei den Azteken, Maya und Tolteken eine wichtige Rolle und war sowohl Spiel als auch Ritual. Als Ulama wird es auch heute noch in verschiedenen Variationen in Mesoamerika gespielt.
Archäologisch wurden bisher über 1500 Ballspielplätze in Mesoamerika entdeckt. Das Ziel des Spiels war, den Ball im Mittelteil des Spielfeldbereichs durch einen Ring in einer Höhe von 1,5 bis 3,5 Metern zu befördern oder bestimmte Markiersteine zu treffen. Die Spielfelder waren regional unterschiedlich, sodass es auch zu abweichenden Regeln kommen konnte.
Im Laufe der Zeit veränderten sich die Regeln mehrfach, z.B. hinsichtlich Spieleranzahl oder dem Körperteil, mit dem der Ball gespielt wurde.
Die gesellschaftliche Bedeutung veränderte sich ebenfalls, z.B. wird teilweise davon ausgegangen, dass mit dem Spiel Kriege beendet wurden, oder dass um große Werte gewettet wurde. Das Ballspiel ist Gegenstand von Forschungsarbeiten. Durch archäologische Entdeckungen und neue Erkenntnisse beim Übersetzen, z.B. der Mayaglyphen, kommt es immer wieder zu neuen Erkenntnissen und Interpretationen.
mh
Feste – Tanta Wawas

Das Allerheiligenfest – auf Spanisch todos santos, spielt in der bolivianischen Gesellschaft eine wichtige Rolle und wird von einer Reihe von Kontinuitäten, aber auch Veränderungen geprägt.
Wie jedes Fest spielt auch todos santos eine wichtige Rolle innerhalb der Gesellschaft und dient der Reflexion der Herkunftsgesellschaft.
Todos santos ist ein Fest voller Emotionen und Ehrfurcht vor den Seelen der Ahnen. Es wird von einer Reihe von Ritualen in den ersten beiden Novembertagen begleitet. Wie andere christliche Feste wurde es von den Europäern nach Lateinamerika gebracht und trägt denselben christlichen Namen. Allerdings sind diese Feste oftmals stark von indigenen Kultureinflüssen geprägt. So wird Todos Santos von der Tiahuanaco-Kultur beeinflusst, bei der die Verstorbenen am Totenfest aus ihren Gräbern geholt wurden.
Die Vorbereitung für Todos Santos beginnen bereits in den letzten Oktoberwochen. Dafür wird ein Altar – der Mast`aku – liebevoll vorbereitet und im Haus aufgestellt. Darauf finden sich die Lieblingsspeisen und -Getränke der Verstorbenen, Chicha, Kokablätter und Süßigkeiten.
Eine besondere Rolle spielen dabei die hier abgebildeten tanta wawas. Dabei handelt es sich um Figuren aus einer Teigmasse mit Tonmasken – sie repräsentieren die Verstorbenen. Außerdem werden aus derselben Teigmasse Treppen und Pferde gebacken und zusammen mit den Tanta Wawas auf dem Alter platziert. Die Treppen und Pferde sollen den Aufstieg in das Reich der Toten erleichtern.
Vor den Häusern wird eine Fahne gehisst, die den Ortsansässigen mitteilt, dass hier ein Altar für eine Person aufgestellt wurde, die nach dem letzten Todos Santos verstorben ist. Diese besuchen schließlich den Altar und sprechen mit den Angehörigen Gebete für die Verstorbenen. Anschließend erhalten die Besucher ein Päckchen mit Gebäck und es wird zusammen gegessen und getrunken. Für Personen, deren Tod weniger als drei Jahre zurückliegt, werden üppigere Altare aufgestellt.
Am 1. November kehren die Seelen der Verstorbenen zur Mittagszeit ins Reich der Lebenden zurück, um mit ihren Angehörigen zusammen zu sein. Zur Mittagszeit des 2. November kehren die Seelen der Verstorbenen wieder ins Reich der Toten zurück. Dabei verspeisen die Angehörigen am Grab der Verstorbenen die zubereiteten Speisen und lassen übriggebliebene Speisen und Getränke zurück, da nichts wieder mitgenommen werden darf.
Das Fest hat also viele Gemeinsamkeiten mit dem mexikanischen Día de los Muertos.
Das Fest endet oftmals mit Tanz und Trinkgelagen, weshalb insbesondere in größeren Städten auf den Friedhöfen die Behörden dafür sorgen, dass es nicht zu Exzessen kommt.
Mathias Hartmann (Goethe-Universität Frankfurt)
Literatur:
Hartmann, Mathias (2021): Feldtagebuch. Cochabamba und La Paz, Bolivien
Jiménez Claros, Sonia Elizabeth (2019): Mirada a la fiesta de Todos Santos de Cochabamba – Bolivia. Malaga. XX Encuentro de Cementerios patrimoniales. Los cementerios como recurso cultural, turístico y educativo, Málaga
Lessmann, Robert (2004): Zum Beispiel Bolivien. Göttingen: Lamuv
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Alltagsrituale – Brasero

Der Brasero wird in Bolivien für rituelle Zwecke verwendet und ist in andinen indigenen Traditionen verwurzelt.
Insbesondere im Departement Cochabamba spielt der Brasero eine wichtige Rolle. Dort wird nämlich an jedem ersten Freitag eines Monats – dem Primer Viernes – an öffentlichen Orten, vor allem aber auch vor privaten Wohneinheiten, eine K‘oa durchgeführt. Dabei handelt es sich um ein Ritual zu Ehren der Pachamama – der Mutter Erde.
Auf dem Brasero wird eine Mesita – ein sogenanntes Tischlein – auf glühender Kohle verbrannt. Darauf befinden sich unter anderem Wachsfigürchen, das K’oa-Kraut, Kokablätter, Konfetti und oftmals auch Lama-Föten. Dazu wird zumeist Chicha – ein alkoholhaltiger vergorener Maistrunk – oder Bier und Wein getrunken. Die Chicha befindet sich dabei meistens in einem kleinen Eimer oder Tongefäß, worin ein Kalebassenschälchen schwimmt, aus dem die Chicha getrunken wird. Die Person die trinkt tunkt das Schälchen ein, kippt etwas daraus für die Pachamama auf den Boden, prostet der Person im Uhrzeigersinn an ihrer Seite zu – wodurch sie sie einlädt, als nächstes zu trinken – und trinkt anschließend die Chicha. Die nächste Person tut es dann immer der vorangegangenen gleich. Die Chicha abzulehnen, gilt im Normalfall als unhöflich, ist bei ausländischen Besuchern aber möglich, da sie bei ihnen oft besonders stark auf den Magen wirkt. Bei diesem Ritual wird autochthone Musik gespielt und getanzt.
Ähnliche Rituale werden ebenfalls mit einem Brasero abgehalten, wobei die Mesitas dem jeweiligen Anlass nach unterschiedlich bestückt sind. Ähnliche Rituale werden zum Beispiel nach dem Kauf eines neuen Autos, auf Geburtstagsfeiern, Todos Santos etc. durchgeführt.
In der hier abgebildeten digitalen Vitrine sehen Sie eine eine Illustration nach einem Foto, das während eines Todos-Santos-Rituals in Cochabamba durchgeführt wurde. Dort war das Ritual Teil der Ehrung und Erinnerung eines im Vorjahr Verstorbenen.
Mathias Hartmann (Goethe-Universität Frankfurt)
Literatur
Hartmann, Mathias (2021): Feldtagebuch
Hartmann, Mathias (2013): Feldtagebuch Freiwilligenjahr (August 2012 bis August 2013)
3 Antworten zu „Alltagsrituale – Brasero“
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en realidad el sentido para circular la bebida o para callar es contrario a las.manecillas del reloj, es decir „siempre por la derecha“, así tambié. por ejemplo se felicita en una fiesta o se recorre el terreno a cuya ch’alla nos han invitado, „siempre por derecha“..
Felicitaciones por la iniciativa de hacer conocer desde fuera las costumbres Bolivianas, tiene doble mérito. -
„Brazero“sollte „Brasero“ heissen, da es nicht von Brazo (Arm) stammt, sondern von Brasa, Kohlenglut.rasas
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Vielen Dank für den Hinweis und das Teilen Ihrer Expertise. Ich habe es bereits korrigiert.
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