Weltbild – Christentum

Der römisch-katholische Glaube ist in Lateinamerika die am weitesten verbreitete Religion in Lateinamerika. Zwar treten evangelikale Bewegungen auch hier verstärkt auf, dennoch setzte sich die römisch-katholische Kirche in der Region durch Conquista und Zwangschristianisierung bis heute durch. Noch immer sind dabei koloniale Strukturen zu beobachten. 

Durch die Missionierung wurden im Zuge der Conquista die lokalen Bevölkerungen oftmals unter Zwang zu Christen. Nach den Eroberungszüge  der Konquistadoren kamen auch Mönche nach Lateinamerika und setzten die Missionierung fort. Sie gründeten Kloster, bauten Kirchen und tauften die indigenen Bevölkerungen und etablierten so den christlichen Glauben.

Allerdings lassen sich bis heute auch synkretistische Elemente des lateinamerikanischen Christentums und regionale Anpassungen beobachten, wie zum Beispiel beim Día de los Muertos oder Todos Santos. Im andinen Raum wird teilweise die inkaische Pachamama teilweise mit der Gottesmutter Maria in Verbindung gebracht. In Dörfern werden Kirchenlieder und das Evangelium auf Quechua, der indigenen Sprache der Inka-Nachkommen, gesungen und verkündet. 

Mit der Amazonas-Synode wurde die Weltgemeinde auf die regionalen Besonderheiten der römisch-katholischen Kirche aufmerksam gemacht und entsprechende Reformen gefordert. 

Eine weitere Besonderheit ist die Befreiungstheologie. Es handelt sich dabei um eine politisch links geprägte theologische Bewegung, die sich insbesondere um die arme Bevölkerung kümmert und sich entschieden gegen Korruption richtet. Vertreter dieser Bewegung mit Weiheamt wurden von der Glaubenskongregation gemaßregelt und von organisierten Verbrechen und Regimevertretern teilweise diffamiert und ermordet. 

mh

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Alltagsrituale – Brasero

Der Brasero wird in Bolivien für rituelle Zwecke verwendet und ist in andinen indigenen Traditionen verwurzelt.

Insbesondere im Departement Cochabamba spielt der Brasero eine wichtige Rolle. Dort wird nämlich an jedem ersten Freitag eines Monats – dem Primer Viernes – an öffentlichen Orten, vor allem aber auch vor privaten Wohneinheiten, eine K‘oa durchgeführt. Dabei handelt es sich um ein Ritual zu Ehren der Pachamama – der Mutter Erde. 

Auf dem Brasero wird eine Mesita – ein sogenanntes Tischlein – auf glühender Kohle verbrannt. Darauf befinden sich unter anderem Wachsfigürchen, das K’oa-Kraut, Kokablätter, Konfetti und oftmals auch Lama-Föten. Dazu wird zumeist Chicha – ein alkoholhaltiger vergorener Maistrunk – oder Bier und Wein getrunken. Die Chicha befindet sich dabei meistens in einem kleinen Eimer oder Tongefäß, worin ein Kalebassenschälchen schwimmt, aus dem die Chicha getrunken wird. Die Person die trinkt tunkt das Schälchen ein, kippt etwas daraus für die Pachamama auf den Boden, prostet der Person im Uhrzeigersinn an ihrer Seite zu – wodurch sie sie einlädt, als nächstes zu trinken –  und trinkt anschließend die Chicha. Die nächste Person tut es dann immer der vorangegangenen gleich. Die Chicha abzulehnen, gilt im Normalfall als unhöflich, ist bei ausländischen Besuchern aber möglich, da sie bei ihnen oft besonders stark auf den Magen wirkt. Bei diesem Ritual wird autochthone Musik gespielt und getanzt. 

Ähnliche Rituale werden ebenfalls mit einem Brasero abgehalten, wobei die Mesitas dem jeweiligen Anlass nach unterschiedlich bestückt sind. Ähnliche Rituale werden zum Beispiel nach dem Kauf eines neuen Autos, auf Geburtstagsfeiern, Todos Santos etc. durchgeführt.

In der hier abgebildeten digitalen Vitrine sehen Sie eine eine Illustration nach einem Foto, das während eines Todos-Santos-Rituals in Cochabamba  durchgeführt wurde. Dort war das Ritual Teil der Ehrung und Erinnerung eines im Vorjahr Verstorbenen.

Mathias Hartmann (Goethe-Universität Frankfurt)

Literatur

Hartmann, Mathias (2021): Feldtagebuch

Hartmann, Mathias (2013): Feldtagebuch Freiwilligenjahr (August 2012 bis August 2013)

3 Antworten zu „Alltagsrituale – Brasero“

  1. Avatar von Quintanilla
    Quintanilla

    en realidad el sentido para circular la bebida o para callar es contrario a las.manecillas del reloj, es decir „siempre por la derecha“, así tambié. por ejemplo se felicita en una fiesta o se recorre el terreno a cuya ch’alla nos han invitado, „siempre por derecha“..
    Felicitaciones por la iniciativa de hacer conocer desde fuera las costumbres Bolivianas, tiene doble mérito.

  2. Avatar von Maria Susana Cipolletti
    Maria Susana Cipolletti

    „Brazero“sollte „Brasero“ heissen, da es nicht von Brazo (Arm) stammt, sondern von Brasa, Kohlenglut.rasas

    1. Avatar von Mathias Hartmann

      Vielen Dank für den Hinweis und das Teilen Ihrer Expertise. Ich habe es bereits korrigiert.

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Moderne Kunst – Mamani Mamani

terralat bedankt sich herzlich bei Mamani Mamani für die freundliche Genehmigung zur Ausstellung des Gemäldes.

Der indigene Künstler Roberto Mamani Mamani wurde am 6. Dezember 1962 im Departement Cochabamba, Bolivien geboren und verbrachte seine Kindheit in der Nähe von Tiahuanaco. Nach einer agronomischen Ausbildung entschloss er sich 1991, sich vollends der Kunst zu widmen und etablierte sich zu seinem der angesehensten Künstler Boliviens. Seit 1983 realisierte er über 60 Ausstellungen und gewann mehrere nationale und internationale Auszeichnungen.

Laut eigener Aussage wurde Mamani Mamani stark von seiner Großmutter beeinflusst, die kein Spanisch sprach und auf dem Land arbeitete und durch die er begann, sich als andines Wesen zu betrachten. Er bezeichnet sich als Prinzen der Aymara, der stolz auf seine Wurzeln ist und mit einer Verliebtheit mit Farben und Formen spielt. 

Neben seiner Großmutter inspiriert ihn die Pachamama – die Mutter Erde. In seiner Kunst spielen Pflanzen, Tiere und Ritualität eine große Rolle. Er möchte die Vision und Gefühle der andinen Bevölkerung künstlerisch artikulieren und bedient sich farblich stark an den Farben des Regenbogens. Die Regenbogenfarben sind auch diejenigen, die auf der Whiphala, der Fahne der indigenen Bevölkerung Boliviens, zu sehen sind. 

In der Kunst von Mamani Mamani wird die andine Kosmovision künstlerisch dargestellt. Die Farben symbolisieren Leben und Energie der Anden. Sie stellt einen Gegenentwurf zur industrialisierten Welt des 21. Jahrhundert dar.

Zu Mamani Mamanis Motiven gehören insbesondere eine andine, großmütterliche Frau, das Cocablatt, indigene Trachten und die Anden. Insbesondere der Illimani, eines der wichtigsten Wahrzeichen der Stadt La Paz, zählt zu seinen wichtigsten Motiven.

Mathias Hartmann (Goethe-Universität Frankfurt)

Literatur

Arevalo, Fabian (2012): „Mamani Mamani – Das Erleben der Farben“. In: Assmann, Peter (Hg.): Das Sonnentor: Bolivien und seine Schätze. Kataloge der Oberösterreichischen Landesmuseen N.S. 138. Weitra: Verlag Bibliothek der Provinz; S. 239-240.

Mamani Mamani, Roberto (2021-2023): persönliche Kommunikation

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