Moderne Kunst – Mamani Mamani

terralat bedankt sich herzlich bei Mamani Mamani für die freundliche Genehmigung zur Ausstellung des Gemäldes.

Der indigene Künstler Roberto Mamani Mamani wurde am 6. Dezember 1962 im Departement Cochabamba, Bolivien geboren und verbrachte seine Kindheit in der Nähe von Tiahuanaco. Nach einer agronomischen Ausbildung entschloss er sich 1991, sich vollends der Kunst zu widmen und etablierte sich zu seinem der angesehensten Künstler Boliviens. Seit 1983 realisierte er über 60 Ausstellungen und gewann mehrere nationale und internationale Auszeichnungen.

Laut eigener Aussage wurde Mamani Mamani stark von seiner Großmutter beeinflusst, die kein Spanisch sprach und auf dem Land arbeitete und durch die er begann, sich als andines Wesen zu betrachten. Er bezeichnet sich als Prinzen der Aymara, der stolz auf seine Wurzeln ist und mit einer Verliebtheit mit Farben und Formen spielt. 

Neben seiner Großmutter inspiriert ihn die Pachamama – die Mutter Erde. In seiner Kunst spielen Pflanzen, Tiere und Ritualität eine große Rolle. Er möchte die Vision und Gefühle der andinen Bevölkerung künstlerisch artikulieren und bedient sich farblich stark an den Farben des Regenbogens. Die Regenbogenfarben sind auch diejenigen, die auf der Whiphala, der Fahne der indigenen Bevölkerung Boliviens, zu sehen sind. 

In der Kunst von Mamani Mamani wird die andine Kosmovision künstlerisch dargestellt. Die Farben symbolisieren Leben und Energie der Anden. Sie stellt einen Gegenentwurf zur industrialisierten Welt des 21. Jahrhundert dar.

Zu Mamani Mamanis Motiven gehören insbesondere eine andine, großmütterliche Frau, das Cocablatt, indigene Trachten und die Anden. Insbesondere der Illimani, eines der wichtigsten Wahrzeichen der Stadt La Paz, zählt zu seinen wichtigsten Motiven.

Mathias Hartmann (Goethe-Universität Frankfurt)

Literatur

Arevalo, Fabian (2012): „Mamani Mamani – Das Erleben der Farben“. In: Assmann, Peter (Hg.): Das Sonnentor: Bolivien und seine Schätze. Kataloge der Oberösterreichischen Landesmuseen N.S. 138. Weitra: Verlag Bibliothek der Provinz; S. 239-240.

Mamani Mamani, Roberto (2021-2023): persönliche Kommunikation

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Anden – Historischer Ekeko

Kulturen weltweit kennen spezielle Glückssymbole. Ob Schornsteinfeger, Schwein, vierblättriges Kleeblatt – oder ein kleiner Mann mit Schnurrbart aus den Anden, der Ekeko. Ursprünglich war er vor allem im Gebiet des Titicacasees in Westbolivien und Südostperu bekannt und konnte verschiedene Formen haben. Heute findet man ihn auch weiter verbreitet und er erfreut sich steigender Beliebtheit. Schon lange vor Ankunft der Europäer wurde der Ekeko verehrt. Bis heute soll er Wohlstand und Glück bringen.

Europa wurde im Jahr 2014 auf den Ekeko aufmerksam. Als der Plurinationale Staat Bolivien eine 15,5 cm hohe Steinskulptur im Pukara-Stil vom Bernischen Historischen Museum repatriierte. Die Figur datiert etwa 200 vor bis 200 nach Christus und wird heute als Frauendarstellung interpretiert. Erworben wurde sie 1858 vom Schweizer Reisenden, Linguisten und Diplomaten Johann Jakob von Tschudi (1818-1889), der sie als „Gott der Diebe“ in der Nähe von Tiahuanaco erwarb. Tschudi schreibt:

„Die Indianer erzeigten ihm die nämliche Verehrung wie irgendeinem Heiligen der Kirche. Sein Besitzer zündete ihm alle Freitage eine Wachskerze an; fiel irgendwo ein Diebstahl vor, so brachte der Bestohlene eine Extrakerze und Opfergaben, in der festen Überzeugung, daß er mit Hülfe des Heiligen den Dieb ausforschen werde.“ 

Carlos Ponce Sangines publizierte diese und weitere vorspanische Steinfiguren 1969 und interpretierte sie als die Darstellung von Buckligen.

Die fragwürdigen Erwerbsumstände führten letztlich zur Repatriierung nach Bolivien, wo die Figur, als Ekeko interpretiert, publikumswirksam vom Präsidenten Evo Morales in Empfang genommen wurde und auf Tour durch ganz Bolivien ging, bevor sie ihren Platz in einer Vitrine im Nationalmuseum fand.

Eindeutige Hinweise auf ein genaues Alter der Figur Ekeko gibt es nicht. Einige wenige mündlich und schriftlich überlieferte Quellen sprechen von einer Gottheit des Glücks und des Wohlstandes, der vom Volk der Aymara verehrt wurde. Dargestellt wurde der Ekeko in verschiedenen Formen und Materialien, sicherlich ohne den heute zu findenden Schnurrbart. Um sich seiner Gunst zu versichern, gibt man ihm Opfergaben, die teils als Miniaturen an die Figur gehängt werden. Zigaretten gehören teils auch zu Opfergaben, wie auch Geldscheine und Darstellungen von Maiskolben.

In Museumssammlungen findet man den Ekeko nur selten. Weder als physische Figur, noch in digitaler Form. Die wachsende Beliebtheit in seiner Heimat führt zu einer Fixierung seiner Gestalt und mittlerweile wird er auch in Europa wahrgenommen und als Teil der südamerikanischen Andenkultur gesehen. 

Martin Schultz (Staatliche Museen für Weltkultur, Göteborg)

Literatur

Ponce Sangines, Carlos (1969) Tunupa y Ekako. Estudio arquéologico acerca de las effigies precolombinas de dorso adunco. La Paz: Academia Nacional de Ciencias de Bolivia, Nr. 19.

Rowe, John Howland (1958) The Adventures of Two Pucara Statues. Archaeology, Vol. 11 (4): 255-61.

Tschudi, Johann Jakob von (1869) Reisen durch Südamerika. Band V.

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