Anden – Viracocha-Abbildung

Viracocha ist eine Schöpfergottheit aus dem andinen Kulturareal in menschlicher Gestalt.

Als Schöpfer war er der höchste Gott der Inka, wurde aber bereits vor den Inka im Andenraum zum Beispiel von der Tiahuanaco-Kultur verehrt. In dieser Abbildung sehen sie die Viracocha-Abbildung auf der Puerta del Sol der archäologischen Stätte Tiahuanaco, Bolivien. Dort schuf gemäß der andinen Schöpfungsgeschichte Viracocha erst Sonne, Mond und Sterne und anschließend die Menschen und alle anderen Lebewesen.

mh

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Tracht – Uru-Murato

David Choque – Líder vitalicio

Während eines Besuchs im Dorf Puñaca Tinta Maria im November 2012 berichteten einige Dorfbewohner u.a. von den Problemen und Herausforderungen, die im Zusammenhang mit dem Austrocknen des Sees und der Landflucht der Jüngeren stehen. Hier sehen Sie eine dieser Personen: David Choque – Anführer auf Lebenszeit der Urus-Murato.

Die Uru-Murato – kurz Urus – sind eine indigene Gruppe aus dem südwestlichen Bolivien. Ihre ursprüngliche Sprache war das Urukilla, die jedoch schon während der Kolonisierung durch die Inka zugunsten des Aymara fast gänzlich aufgegeben wurde. Durch die Ausdehnung des Aymara-Gebietes wurden die Urus, die aus den drei Hauptgruppen der Uru-Chipaya, den Uru-Murato und den Uru-Iruito bestehen, aus ihrem ursprünglichen Siedlungsgebiet verdrängt.

Heute verbindet man mit dem Namen „Uru“ vor allem die Urus am Titicacasee und ihre künstlichen schwimmenden Inseln, die zu Touristenattraktionen geworden sind. Über die Uru-Murato, die auch „hombres del lago“ – Menschen des Sees – genannt werden, lassen sich nur wenige dezidierte Informationen finden.

Das wichtigste Merkmal der Uru-Murato sind die Hüte, die je nach Untergruppe aus Wolle, Totora – einer Schilfart – oder Stroh bestehen. Bei den Urus des Poopó-Sees wird der Hut – Ch‘illawa genannt – aus Stroh hergestellt. Die Hüte werden mit blauen Hutbändern versehen, die das Wasser repräsentieren.  

Die Kleidung der Uru-Muratos besteht hauptsächlich aus Schafs- und Lamawolle, die selbst gewebt wird.

Charakteristisch ist bei den Männern weiterhin der Poncho. Dieser wird Ira genannt und ist ein offenes Oberteil, das eine Öffnung für den Kopf hat. Er ist weiß und hat schwarze Linien. 

Als Fußbekleidung dienen Abarcas – traditionelle Sandalen. Diese werden aus Nackenleder von Lamas hergestellt. Zeitgenössische Abarcas werden in den Städten vor allem aus alten Autoreifen oder Kuhleder hergestellt und heute auch von den Urus verwendet.

Die Kleidung der Urus ist ein wichtiges identitätsstiftendes Merkmal, mit der sie sich von anderen indigenen Gruppen wie den Quechuas oder Aymaras unterscheiden. Die Urus tragen vor allem Kleidung in Schwarz, Grau, Braun und Weiß, sie besticht durch ihr schlichtes Design.

Schwarz steht dabei für für den Taraca, einen schwarzen Vogel sowie für das Lama und den schwarzen Schlamm des Poopó-Ufers. Weiß steht für die Wellen des Wassers. Die Streifen der Iras und Ponchos sind auf die Wasserbewegungen des Sees zurückzuführen.

Die Kleidung der Urus-Murato gibt also die große Bedeutung des Wassers allgemein und des Poopó-Sees als ehemals zweitgrößtem Sees Boliviens als Lebensgrundlage wieder. Der See war bereits 1994 beinahe ausgetrocknet. 2013 waren schon viele der jüngeren Urus aufgrund der Perspektivlosigkeit durch die Dürre in die Städte ausgewandert. Bereits 2015 gingen Wissenschaftler nicht mehr von einer Regeneration aus, auch wenn es 2018 temporär dazu kam. Seit 2021 gilt der See erneut als ausgetrocknet.

Mathias Hartmann (Goethe-Universität Frankfurt)

Literatur

Callapa Flores, Carlos Esteban und Escalera Delicia Escalera Salazar (2019): „Mi vestimenta es mi cultura uru“. Cochabamba: FUNPROEIB Andes

Hartmann, Mathias (2013): Feldtagebuch Freiwilligenjahr (August 2012 bis August 2013)

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Tiahuanaco – Puerta del Sol

Das Sonnentor, die Puerta del Sol, ist Teil und ein wichtiges Symbol der archäologischen Stätte von Tiahuanaco im Hochland auf dem Altiplano in Bolivien. Tiahuanaco war ein ein kulturelles Zentrum und wird vor Ort auch als Wiege Amerikas bezeichnet. Es handelte sich um eine weit ausgedehnte Kultur bis an die heutige peruanische Küste, wie archäologische Funde belegen. Der Niedergang der Kultur wird in der Forschung diskutiert.

Das Sonnentor ist die bekannteste Sehenswürdigkeit der archäologischen Stätte. Es ist 2,85 Meter hoch und 3,82 Meter breit. Das Tor ist reich verziert und bildet verschiedene Figuren ab, wie den Schöpfergott Viracocha und menschliche Figuren mit Vogelköpfen.

Es wurde 1908 wieder aufgerichtet. Die Archäologen fanden es in zwei Teile zerbrochen und teilweise im Boden versunken vor.

Tiahuanaco ist eine wichtige und identitätsstiftende Stätte Boliviens. Vor Ort bewegt man sich auf Tausenden kleinsten Tonsplitter, die alle historisch und daher vor Ausfuhr gesetzlich geschützt sind. Dennoch werden von lokalen Führern regelmäßig auch unbeschädigte Objekte zum Erwerb angeboten, da diese oftmals Hilfsarbeiter bei Ausgrabungen waren und dabei auch Objekte entwendeten. Vom Erwerb dieser Gegenstände sollte allerdings abgesehen werden, da es nicht nur illegal, sonder aufgrund der kulturellen Bedeutung auch unethisch ist. Tiahaunaco wird, teilweise auch in wissenschaftlichen Arbeiten, Tiwanaku geschrieben. Dabei handelt es sich allerdings um eine pseudo-indigene Schreibweise und sollte als unkorrekt angesehen werden, da sie zwei Silben ignoriert.

mh

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Anden – Historischer Ekeko

Kulturen weltweit kennen spezielle Glückssymbole. Ob Schornsteinfeger, Schwein, vierblättriges Kleeblatt – oder ein kleiner Mann mit Schnurrbart aus den Anden, der Ekeko. Ursprünglich war er vor allem im Gebiet des Titicacasees in Westbolivien und Südostperu bekannt und konnte verschiedene Formen haben. Heute findet man ihn auch weiter verbreitet und er erfreut sich steigender Beliebtheit. Schon lange vor Ankunft der Europäer wurde der Ekeko verehrt. Bis heute soll er Wohlstand und Glück bringen.

Europa wurde im Jahr 2014 auf den Ekeko aufmerksam. Als der Plurinationale Staat Bolivien eine 15,5 cm hohe Steinskulptur im Pukara-Stil vom Bernischen Historischen Museum repatriierte. Die Figur datiert etwa 200 vor bis 200 nach Christus und wird heute als Frauendarstellung interpretiert. Erworben wurde sie 1858 vom Schweizer Reisenden, Linguisten und Diplomaten Johann Jakob von Tschudi (1818-1889), der sie als „Gott der Diebe“ in der Nähe von Tiahuanaco erwarb. Tschudi schreibt:

„Die Indianer erzeigten ihm die nämliche Verehrung wie irgendeinem Heiligen der Kirche. Sein Besitzer zündete ihm alle Freitage eine Wachskerze an; fiel irgendwo ein Diebstahl vor, so brachte der Bestohlene eine Extrakerze und Opfergaben, in der festen Überzeugung, daß er mit Hülfe des Heiligen den Dieb ausforschen werde.“ 

Carlos Ponce Sangines publizierte diese und weitere vorspanische Steinfiguren 1969 und interpretierte sie als die Darstellung von Buckligen.

Die fragwürdigen Erwerbsumstände führten letztlich zur Repatriierung nach Bolivien, wo die Figur, als Ekeko interpretiert, publikumswirksam vom Präsidenten Evo Morales in Empfang genommen wurde und auf Tour durch ganz Bolivien ging, bevor sie ihren Platz in einer Vitrine im Nationalmuseum fand.

Eindeutige Hinweise auf ein genaues Alter der Figur Ekeko gibt es nicht. Einige wenige mündlich und schriftlich überlieferte Quellen sprechen von einer Gottheit des Glücks und des Wohlstandes, der vom Volk der Aymara verehrt wurde. Dargestellt wurde der Ekeko in verschiedenen Formen und Materialien, sicherlich ohne den heute zu findenden Schnurrbart. Um sich seiner Gunst zu versichern, gibt man ihm Opfergaben, die teils als Miniaturen an die Figur gehängt werden. Zigaretten gehören teils auch zu Opfergaben, wie auch Geldscheine und Darstellungen von Maiskolben.

In Museumssammlungen findet man den Ekeko nur selten. Weder als physische Figur, noch in digitaler Form. Die wachsende Beliebtheit in seiner Heimat führt zu einer Fixierung seiner Gestalt und mittlerweile wird er auch in Europa wahrgenommen und als Teil der südamerikanischen Andenkultur gesehen. 

Martin Schultz (Staatliche Museen für Weltkultur, Göteborg)

Literatur

Ponce Sangines, Carlos (1969) Tunupa y Ekako. Estudio arquéologico acerca de las effigies precolombinas de dorso adunco. La Paz: Academia Nacional de Ciencias de Bolivia, Nr. 19.

Rowe, John Howland (1958) The Adventures of Two Pucara Statues. Archaeology, Vol. 11 (4): 255-61.

Tschudi, Johann Jakob von (1869) Reisen durch Südamerika. Band V.

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Moderne Kunst – Mamani Mamani

terralat bedankt sich herzlich bei Mamani Mamani für die freundliche Genehmigung zur Ausstellung des Gemäldes.

Der indigene Künstler Roberto Mamani Mamani wurde am 6. Dezember 1962 im Departement Cochabamba, Bolivien geboren und verbrachte seine Kindheit in der Nähe von Tiahuanaco. Nach einer agronomischen Ausbildung entschloss er sich 1991, sich vollends der Kunst zu widmen und etablierte sich zu seinem der angesehensten Künstler Boliviens. Seit 1983 realisierte er über 60 Ausstellungen und gewann mehrere nationale und internationale Auszeichnungen.

Laut eigener Aussage wurde Mamani Mamani stark von seiner Großmutter beeinflusst, die kein Spanisch sprach und auf dem Land arbeitete und durch die er begann, sich als andines Wesen zu betrachten. Er bezeichnet sich als Prinzen der Aymara, der stolz auf seine Wurzeln ist und mit einer Verliebtheit mit Farben und Formen spielt. 

Neben seiner Großmutter inspiriert ihn die Pachamama – die Mutter Erde. In seiner Kunst spielen Pflanzen, Tiere und Ritualität eine große Rolle. Er möchte die Vision und Gefühle der andinen Bevölkerung künstlerisch artikulieren und bedient sich farblich stark an den Farben des Regenbogens. Die Regenbogenfarben sind auch diejenigen, die auf der Whiphala, der Fahne der indigenen Bevölkerung Boliviens, zu sehen sind. 

In der Kunst von Mamani Mamani wird die andine Kosmovision künstlerisch dargestellt. Die Farben symbolisieren Leben und Energie der Anden. Sie stellt einen Gegenentwurf zur industrialisierten Welt des 21. Jahrhundert dar.

Zu Mamani Mamanis Motiven gehören insbesondere eine andine, großmütterliche Frau, das Cocablatt, indigene Trachten und die Anden. Insbesondere der Illimani, eines der wichtigsten Wahrzeichen der Stadt La Paz, zählt zu seinen wichtigsten Motiven.

Mathias Hartmann (Goethe-Universität Frankfurt)

Literatur

Arevalo, Fabian (2012): „Mamani Mamani – Das Erleben der Farben“. In: Assmann, Peter (Hg.): Das Sonnentor: Bolivien und seine Schätze. Kataloge der Oberösterreichischen Landesmuseen N.S. 138. Weitra: Verlag Bibliothek der Provinz; S. 239-240.

Mamani Mamani, Roberto (2021-2023): persönliche Kommunikation

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